Eine aktuelle Bemerkung
In der Hysterie um Covid nützen manche die Gunst der Stunde, um parteipolitische Entscheidungen zu treffen, welche sonst auf größeren Widerstand stoßen würden. Die grüne Politkommissarin Ulrike Lunacek, bekannt, weil sie die vorletzten Parlamentswahlen für die Grünen so gründlich verjankert hat, bringt jetzt eine deutsche Parteifreundin, ehedem Vorsitzende der Grünen in Brandenburg, in einem der wichtigsten kulturellen Institutionen Österreichs unter. Lunacek strebt offenbar die Rolle des Herbert Kickl an, welcher dieser in der schwarz-blauen Regierung gespielt hatte, als Scharfmacherin vom Dienst. Die Rolle des passiven Gesichts nach Außen für Regierungs-PR ist ja schon von Werner Kogler besetzt.
Presse, 13. März 2020-03-14:
„Naturhistorisches Museum: Direktor Köberl soll gehen. Kunststaatssekretärin Lunacek präsentiert die Deutsche Katrin Vohland als neue Direktorin.
Schon am Tag vor der Präsentation der Entscheidung für die Spitze des Naturhistorischen Museums berichtete Generaldirektor Christian Köberl der APA, man habe ihm mitgeteilt, die Entscheidung sei gefallen: Seine Amtszeit (seit 2010) werde nicht verlängert, ihm folge Katrin Vohland, eine 51-jährige Biologin aus Deutschland. Köberl bezweifelt, dass die Entscheidungsfindung objektiv war. ‚Ich frage mich, was ich falsch gemacht habe.’ – Die Biologin Vohland leitet eine Forschungsabteilung des Museums für Naturkunde in Berlin und war von 2005 – 2007 Parteivorsitzende der Grünen in Brandenburg. 2019 kandidierte sie dort für die Grünen. Es war aber die von Übergangsminister Schallenberg eingesetzte Kommission, die sie ex aequo mit Köberl auf Platz 1 reihte, hört man.“
Standard, 13. März 2020
Kathrin Vohland wird neue Direktorin des NMH Wien.
„Große Überraschung bei der Bestellung der neuen Leitung des Naturhistorischen Museums Wien. Die Biologin Katrin Vohland vom Museum für Naturkunde in Berlin soll Christian Schöberl an der Soitze des Naturhistorischen Museum (NMH) in Wien nachfolgen, obwohl sich dieser für eine Verlängerung seiner Amtszeit beworben hatte. Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek will am Freitag die neue NMH-Führung präsentieren.
ORF: „Dass Vohlands parteipolitischer Hintergrund bei den Grünen für ihre Entscheidung eine Rolle gespielt hat, wies Lunacek zurück. „Ich mache keine parteipolitischen Besetzungen“, entscheidend sei für sie die Qualität. „Es kann aber auch nicht sein, dass ich jemanden, der mich überzeugt, nicht benenne, nur weil sie eine Grüne ist. Das hat mit Parteipolitik nichts zu tun.“ Vohland wird ihre Parteimitgliedschaft ruhend stellen.“ https://wien.orf.at/stories/3038850/ (13. März 2020)
Wie gute wir diese Sprüche kennen …
Über den aktuellen Anlass hinaus, wäre das die Gelegenheit, die Ausrichtung der österreichischen „Links“-Liberalen und ihrer Intellektuellen einmal zu thematisieren.
Was nicht heißt, dass Lunacek als solche zu sehen ist – sie ist einfach eine grüne Apparatschik, war bei ihrer Partei eher unbeachtete Generalsekretärin und sodann EP-Abgeordnete. Dort hat sie sich u. a. dadurch ausgezeichnet, dass sie einen Zensur- und Maulkorb-Antrag der Grünen mit eingebracht hatte. Als der unsägliche Gerhard Schröder einmal einen Anfall von politischer Vernunft hatte – er wurde und wird dafür bezahlt – und die Nordsee-Pipeline befürwortete, wollten ihm die Grünen sein Recht auf Meinungs-Äußerung nehmen und ihm dementsprechende Stellungnahmen verbieten. Die ebenso unsägliche Lunacek lief brav mit, bis man ihr irgendwann bedeutete: Das macht einen schlechten Eindruck, anderen den Mund zu verbieten.
Aber hier geht es nicht darum. Inzwischen ist ja Lunacek wieder wer. Sie soll auf eine wichtige Klientel der Grünen scheuen und „Kultur machen“.
Aber es sind nicht die Grünen allein. Da hatten wir doch einen Kurzfrist-Kulturminister, namens Thomas Drozda. Frau Rendi-Wagner machte ihn zu ihrem Bundesgeschäftsführer. Als er wegen seiner Vorliebe zu luxuriösen Uhren schließlich den Hut nehmen musste, rechtfertigte er sich: Das habe schon Kreisky so gewollt. Ganz unrecht hatte er ja nicht. – Dieser Herr Drozda hat also nicht die bisherige Direktorin des KHM verlängert, die soweit einen akzeptablen Job gemacht hatte: Diesmal nützte ihr nicht einmal, dass sie eine Frau war, was doch sonst in diesen Kreisen ein entscheidendes Kriterium ist, und was uns sicher auch diesmal wieder präsentiert werden wird. Er wählte einen gewissen Eike Schmidt, erraten: einen Deutschen. Aber der sagte schließlich im letzten Moment ab, als schon viel Geld für den Wechsel geflossen war. Der jetzige Außenminister Schallenberg, im Dezember auch schon Minister in der Bürokraten-Regierung, hatte kaum eine andere kurzfristige Möglichkeit, als die Direktorin Sabine Haag zu verlängern.
Zurück zur deutschnationalen Ausrichtung unserer „Links“-Liberalen.
Man nennt Georg Schönerer manchmal einen Hitler-Vorläufer. Damit tut man ihm zuviel der „Ehre“ an, dazu war er bei weitem politisch nicht bedeutend genug. Dieser Schönerer hatte Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeitschrift gegründet: Unverfälschte Deutsche Worte. Als man dieser Zeitschrift und den Schönerianern generell einmal vorwarf, sie würden ständig ins Deutsche Reich hinüber schielen, dichtete einer ihrer Schreiberlinge zurück:
Wir schielen nicht, wir schauen
hinüber frank und frei.
Wir schauen frei und offen
wir schauen unverwandt
wir schauen froh hinüber
ins deutsche Vaterland.
Dieses Gedicht findet man übrigens in der Zeitschrift „Jugend“ – damals eine „progressives“ bürgerliche Kulturzeitschrift, im Jahrgang 1900. – Dort sind wir inzwischen wieder angekommen. Meistens versteckt sich der Deutschnationalismus allerdings im europäischen Gewand. Einige unter ihnen befürworteten jedoch schon offen nicht nur den impliziten Anschluss durch die EU, sondern riefen auch schon direkt zum Anschluss auf, wie etwa Robert Menasse.
AFR, 14. März 2020